Düsseldorf, 8. April 2020
Liebe Geschwister, liebe Leserinnen und Leser dieser Internetseite,
die Zeit steht still! Kommt euch das in diesen Tagen nicht auch so vor? Altgewohnte Tätigkeiten laufen auf einmal ganz anders ab. Jeden Morgen gehe ich ins Büro. Seit drei Wochen ist das jetzt jedoch bei mir in der Wohnung, das Home-Office. Jeden Tag vor dem Bildschirm sitzen, Telefon- oder PC-Konferenzen, Mails bearbeiten und versuchen die anfallenden Arbeiten unter den gegebenen Umständen so gut wie möglich zu erledigen. Ein Tag scheint wie der andere. Es fehlen die Begegnungen in der Cafeteria, das Mittagessen mit den Kollegen in der Kantine und der Smalltalk am Büroschreibtisch, Begegnungen, die jeden Tag einzigartig machen. Ich ertappe mich dabei, wie ich überlegen muss welchen Wochentag wir gerade haben. Aber, bei aller Monotonie merke ich auch, dass sich etwas verändert hat. Kein Telefonat vergeht, ohne dass die Beteiligten nach dem Befinden fragen, kaum eine Mail wird versendet, ohne gute Wünsche. Man gibt wieder mehr acht aufeinander.
Überhaupt, wenn ich genau hinschaue, merke ich, dass ich achtsamer werde. Jeden Morgen höre ich die Vögel wie sie ihren Tag mit fröhlichem Gezwitscher begrüßen und am Abend, jetzt wo das laue Wetter es ermöglicht, ist auf der Terrasse oder am offenen Fenster wahrzunehmen wie sich die Natur zur Ruhe begibt. Nun, die Vögel haben immer schon ihren Tag fröhlich begonnen, aber ich habe wenig darauf geachtet. Jetzt, wo es ins Büro nur ein paar Schritte sind, gönne ich mir morgens die Zeit der Natur zuzuhören und am Abend ist mit einem Mal kaum Verkehr, der die einkehrende Ruhe am Ende eines Tages stört. Ich habe wieder mehr Aufmerksamkeit für meine Familie und meine Freunde und ich erkenne den Wert einander haben zu dürfen. Hier ein Chat, da ein Anruf – wir achten aufeinander.
Ich wünsche uns allen, dass wir die Chancen dieser neuen Achtsamkeit erkennen und sie uns auch bewahren. Vielleicht bekommt der Hinweis aus dem Hebräerbrief in unserem Leben eine neue Bedeutung: „Und lasst uns aufeinander achthaben und einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken“ (Heb 10,24). In diesem Sinn, bleibt behütet und gebt auf euch acht.
Ulrich Hykes