Krefeld, 6. Mai 2020
Von Herzen…
Es liegt ein paar Tage zurück, am Beginn eines Spazierweges, dass mein Gegenüber beginnt zu erzählen. Von Unruhe und Sorgen ist die Rede, wie belastend sich die aktuelle Situation auswirkt und dass ungebeten Fragen der Verantwortung und Schuld dazukommen. Ein Punkt, wo Argumente und Erklärungsversuche immer dünner werden, oder umso mehr das „bloß Durchhalten…“ uns diszipliniert.
Ich konnte das gut nachvollziehen. Ende letzten Jahres haben wir unsere Mutter hergeben müssen. Für mich Wichtiges hat sich seither gegenteilig meiner Vorstellungen entwickelt und nicht zuletzt die dazukommende aktuelle Situation der Pandemie, die uns Menschen bewegt – wirklich viel! Das alles geht zu Herzen. Wir entscheiden, ob es dort ankommt und an welchem Platz. Dazu kommt alles Unbewusste, was dorthin greift. Und ja, auch sich wehren, sein Herz schützen kann begründet sein. Ich war mir gar nicht mehr sicher, ob ich den Verlauf des Gesprächs weiter mitgehe oder irgendwie versuchen werde „die Kurve“ zu kriegen.
Ich erinnerte mich an den für mich schönsten Berührungspunkt Gottes mit uns Menschen. Salomo erzählt von seinen allgemeinen Beobachtungen (Pred 3,1 ff, „Alles hat seine Zeit“, viel zitiert landauf, landab) und erhebt uns im Vers 11b in Gottes Ordnung; „Er hat sogar die Ewigkeit in das Herz der Menschen gelegt.“ Im Menschsein, dem „unperfekten guten Leben“ (Titel des letzten Aufatmen-Magazins), ist mein Herz berührt von der vollkommenen Herrschaft Gottes. Sein Herz hat sich mir versprochen, das glaube ich, das suche ich.
Und auch, – mit dem derzeitigen Wegfall der vertrauten Abläufe und Rahmenbedingungen meines Lebens und Glaubens habe ich erfahren, angefragt zu sein in meiner Person, angefragt im Wesentlichen, mitten ins Herz hinein, und dabei bin ich sicher nicht allein. Vielleicht kommt die Ernüchterung, dass es zu wichtig ist, dass bloß der Rahmen stimmt. Vielleicht zeigt der „freudsche Versprecher“ „Mein Wille geschehe…“ der insgeheim unsere Orientierung beherrscht, dass mehr auf den “Erfüllungsgott“, als den Gott der Verheißungen gehofft wird und verdienstlicher Glaube unser Handeln bestimmt. Das ist beinahe auch allgemeine Beobachtungen in dieser Zeit. Verständlich, dass wir insgesamt wieder zurückfinden müssen zu einer verantwortlichen Normalität. Was für eine Chance, das mit einem neuen, von Gott berührten, ungeteilten Herz beginnen zu wollen, ohne Druck, die Zeit liefe uns in Gottes Ewigkeit davon.
Mir steht dieser Spaziergang noch im Herzen. Zuhören, selbst erzählen, Stille durchschreiten und das nicht allein. Von Herzen wünsche ich Ihnen solche Augenblicke mit vertrauten Menschen und Jesus, unserem Freund.
Gottes Segen und herzliche Grüße,
Armin Groß