Gott und die Welt
„Über Gott und die Welt reden“ bezeichnet laut Definition des Lexikons ein, meist ungeplantes, Gespräch, dessen Inhalt keinem konkreten Ziel folgt. Die Entstehung dieser Redewendung muss schon alt sein, denn heute reden wir in einem zufällig zustande kommenden Gespräch zwar viel über die Welt, das Wetter, die Arbeit, die Familie und natürlich über die Corona-Krise, aber wenig über Gott. Warum eigentlich? Haben wir hierzu nichts mehr zu sagen, oder fürchten wir die Reaktion unseres Gesprächspartners?
Vielleicht haben wir ja aber auch die Hoffnung aufgegeben, dass ein Bekenntnis unseres Glaubens, ein Zeugnis des Evangeliums in einem eher flüchtig zustande gekommenen Gespräch etwas bewirkt. Vielleicht haben wir schon oft, unter ganz anderen, aus unserer Sicht viel günstigeren Umständen, Zeugnis gegeben und nichts ist geschehen. Da haben wir ein Glaubensgespräch gut vorbereitet, die Bereitschaft des Gesprächspartners sichergestellt und trotzdem, außer gegenseitiger persönlicher Wertschätzung und höflichem Interesse, ist nichts geblieben. Wenn etwas schon unter „idealen“ Bedingungen nicht funktioniert, wie dann erst, wenn die Ausgangslage vermeintlich ungünstiger ist?
Vor gut einer Woche haben wir in der Predigt vom „Fischfang des Petrus“ gehört. Mich lässt die dazu im Lukasevangelium (Lk 5,1-11) dargestellte Situation seitdem nicht los. Jesus gibt Petrus einen Auftrag, der augenscheinlich von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Petrus soll mitten in der Mittagshitze hinausfahren und seine Netze auswerfen und das auch noch in der Mitte des Sees. Petrus ist ein erfahrener Fischer und weiß, dass die Fische in der Hitze des Tages weit unten schwimmen, da wo das Wasser kühler ist und gerade in der Mitte des Sees, da wo es besonders tief ist, reichen die Netze gar nicht bis in die Wasserschichten in denen sich die Fische aufhalten. Petrus hat die ganze Nacht gefischt, in der Zeit und an dem Ort wo es günstig, ideal ist und selbst da hat er nichts gefangen. Was Jesus da fordert ist unmöglich, das kann nichts bringen.
Zum Glück sind es nicht nur angeeignetes Wissen und gesammelte Erfahrungen, die Petrus zu einer Entscheidung kommen lassen. „Auf dein Wort hin“ will ich es tun, antwortet er aus seinem Vertrauen zu Jesus heraus. Das Ergebnis kennen wir. Die Netzte waren zum Bersten voll und es waren zwei Boote nötig, den Fang an Land zu bringen. „Auf dein Wort hin“, ist das eine Option für uns? Das Wort Jesu ist eindeutig: „Und Jesus trat herzu, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (Mt 28, 19,0). Reicht das, damit wir unsere Bedenken, Resignationen und Befürchtungen verlieren? Vertrauen wir darauf, dass wir Menschen auch unter nicht „idealen Bedingungen“, zum Beispiel bei zufälligen Begegnungen im Supermarkt, auf der Straße, oder wo auch immer – selbst in Zeiten von Corona – erreichen, wenn wir ihnen vom Evangelium berichten?
Vielleicht erinnern wir uns das nächste Mal an Petrus und den „großen Fischfang“, wenn wir wieder einmal über Gott und die Welt reden.
Herzliche Grüße
und gesegnete Begegnungen
Ulrich Hykes