Der zugewandte Jesus
Gerade in dieser Zeit ist das Bedürfnis nach sozialen Verbindungen, Kommunikation und besonderen Hilfen während mancher Quarantäne gestiegen. Es wird deutlich, dass wir einander brauchen und Entbehrungen sich schmerzlich anfühlen können.
Wer kann zuerst aus der Situation heraushelfen? Es gibt da keinen geringeren Spezialisten als Jesus selbst, der nicht nur hilft, sondern von dem wir auch viel lernen können. Viele Beispiele aus den Berichten der Bibel zeigen uns einen zugewandten Jesus. Kein Methodiker, der nach einem bestimmten Raster tätig wird. Er will uns ins Herz sprechen, sowohl als Bedürftiger, als auch einer in der Seelsorge geforderten Person. Er möchte beiden in der Verantwortung von Handeln, Denken und Reden in der Liebe deutlich machen, es geht um Befreiung und Hingabe.
In den Abschiedsreden sagte Jesus: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6). Die Orientierung, wenn auch der Zusammenhang in der Aussage ein anderer ist, kann durchaus in der Seelsorge bedacht werden und helfen. Der Weg, der normalerweise 2 Zugänge hat, kann ein „Aufeinanderzugehen“ darstellen. Auch wird ein Weg schon mal als Einbahnstraße genutzt oder gar eingefordert. Zachäus suchte den Weg auf Jesus zuzugehen und nutzte zudem die Überholspur hin zum Leben. An anderen Menschen vorbei, um auch wirklich sicher zu gehen, dass Jesus ihn aus der Menschenmenge heraus bemerkt. Er hätte auch den Weg des Abwartens, müde anlehnend am Baumstamm nutzen können und Jesus vielleicht im Anschluss Vorwürfe gemacht, wenn er ihn nicht beachtet hätte. Aber wem hätte es geholfen? Bei Zachäus wäre alles beim Alten geblieben.
Ein anderer Weg zeigte sich in der Begegnung zwischen Maria und Jesus in Gestalt des Gärtners (Joh 20,11-18). Er ließ sich von Maria in ihrer untröstlichen Lage finden. Gleich zu Beginn fällt dann die Feinfühligkeit des Gesprächs auf. Hier bestand die Situation darin, einen Irrtum festzustellen. Jesus korrigierte diesen Irrtum aber nicht auf direkte Weise. Er stellte eine Frage: „Warum weinst du?“ Bei der Gesprächsführung Jesu war es beabsichtigt, zur wahrhaftigen Antwort der trauernden Maria zu gelangen. Wie heißt es so treffend: Es gibt gute und wahre Gründe. Jesus bemühte sich sanft, ihr Herz zu erreichen und dann drang die persönliche Anrede ihres eigenen Namens zu ihr durch und zeitgleich auch die Wahrheit und Erkenntnis. Bis dahin suchte sie einen falschen Jesus, der unendlich viel kleiner ist. Sie hätte ihn auch nicht in ihrer Trauer gefunden, aber durch den zugewandten Jesus war es ihr möglich geworden.
Zwei Beispiele von Zugewandtheit aus unterschiedlichen Richtungen eines Weges mit Jesus. Auch in dieser Zeit der Kontaktbeschränkung können die Wege, wie in den Berichten, genutzt werden. Wenn jemand zum Beispiel Hilfe, ein Besuch oder Gebet benötigt, nicht abwartet, sondern sich hilfesuchend an jemand in der Gemeinde wendet. Und dass Geschwister in der Gemeinde ihre Gabe der Seelsorge erkennen und sich von Jesus lernend aufmachen, dort tätig zu sein. So begegnen beide Menschen aus unterschiedlicher Richtung dem zugewandten Jesus. Was für eine großartige Begegnung.
In herzlicher Verbundenheit
Jörg Habekost