…dennoch, der Herr wacht!
Es war der 1.Februar 2022. Im Losungsheft der Herrnhuter Brüdergemeine las ich unter der Losung und dem Lehrtext Worte von Shalom Ben-Chorin. „Dass das Leben nicht verging, so viel Blut auch schreit, achtet dieses nicht gering in der trübsten Zeit. Freunde, dass der Mandelzweig sich in Blüten wiegt, bleibe uns ein Fingerzeig, wie das Leben siegt.“ Was für Gegensätze in diesem Text und dennoch Hoffnung und Sieg für das Leben! Wer schreibt das?
Schalom Ben-Chorin war ein deutsch-israelischer Journalist und Religionswissenschaftler. Geboren 1913 in München emigrierte er nach Studium in Germanistik und Religionswissenschaften 1935 nach Palästina aufgrund seiner jüdischen Herkunft. Schrecken und Leid des 2. Weltkrieges hat er in seiner journalistischen Arbeit „hautnah“ erlebt. Später setzte er sich vor allem für den christlich-jüdischen Dialog, die Überwindung des Antijudaismus und Antisemitismus und die Möglichkeit einer Theologie nach Auschwitz ein. Shalom Ben-Chorin (hebräisch) steht für „Friede, Sohn der Freiheit“. Sein Name ist Ausdruck von Werten, die nie aufgegeben werden dürfen und zu allen Zeiten einen hohen Preis haben.
Damals, vor eineinhalb Monaten, fand ich wenig Zugang zu diesem Text. Die angedeutete Wucht und Brutalität blieben abstrakt, ebenso ein Wiegen der Blüten angesichts von Temperaturen um null Grad.
Heute erkenne ich, wie richtig, dass jemand schreibt vom Kampf um Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit in allen grausamen Unabänderlichkeiten, der Menschen mit Sehnsucht zu Freunden verbindet, der dennoch gegründet bleibt im Glauben an den allmächtigen Gott. Der die Schönheit biblischer Bilder zu Hoffnung werden lässt. Der Mandelbaum steht für „Der Wache“, „Frühe“. Es ist der erste Fruchtbaum, der in Palästina blüht. Nach langer karger Zeit bricht Leben sich Bahn.
Bitten wir unseren Herrn Jesus Christus, dass er wacht und hilft allem Tun zum Leben, in den Krisengebieten weltweit oder hier, für andere und uns selbst. Das Sprichwort „Krieg hat keine Sieger…“ macht uns alle bedürftig. Beinahe, dass man schon mit den eigenen Alltäglichkeiten zu „fremdeln“ beginnt und die Freude nur noch ausspart. Am vergangenen sonnigen Wochenende bei einem Spaziergang dann doch, ein in Blüte stehender Mandelbaum – danke, ich war glücklich.
Ich wünsche Euch Wachsamkeit, Freude und Gottes Segen
Armin Groß