Glaube sucht Menschen!
„Verfasser unbekannt“ – das steht unter der Inschrift, die 1944 auf der Mauer des Warschauer Ghettos entdeckt wurde. „Ich glaube an die Sonne, auch wenn sie nicht scheint. Ich glaube an die Liebe, auch wenn ich sie nicht spüre. Ich glaube an Gott, auch wenn ich ihn nicht sehe.“
Wie wohltuend sind Licht und Wärme in unserem Leben, Empathie und Liebe für gelingende Beziehungen und ein Gott, der uns den Himmel offenhält. Doch – die gegenwärtigen Berichte und Bilder aus Europa nehmen uns mit in die Spannung und Not der gegenüberliegenden Positionen. „Unglaublich…“ war in den letzten Wochen immer wieder eine Beschreibung für die Ereignisse in der Ukraine. „Unglaublich“ beschreiben wir auch das Schicksal, dem wir uns persönlich nicht entziehen können. Ja, in Dunkelheiten, menschenunwürdigen Verhältnissen und der Zurückgezogenheit Gottes wird uns die Ohnmacht deutlich bewusst. Bald wären wir der Hoffnungslosigkeit preisgegeben.
Was für ein Dreiklang „Ich glaube…“! Damit scheint auf die unterschiedlichsten Herausforderungen jeder Zeit ein neues Licht, Hoffnung erwacht. Glaube ist die auf vergangene Erfahrungen gestützte Überzeugung, dass Gott uns neue Wege eröffnet. Wie wertvoll, dass uns der „unbekannte Verfasser“ trotz seiner Umstände diese gute Nachricht hinterließ. „Der Glaube ist der tragende Grund für das, was man hofft: Im Vertrauen zeigt sich jetzt schon, was man noch nicht sieht.“, so der Schreiber des Hebräerbriefes in der Bibel.
„Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch mein Apfelbäumchen pflanzen.“ Der bislang früheste Beleg für dieses Zitat stammt aus einem Rundbrief des Pfarrers Karl Lotz an Vertrauensleute der Bekennenden Kirche vom 15. Oktober 1944. Also nicht Luther, aber doch ein starkes Bekenntnis des Glaubens, auch aus dem Jahr 1944.
Anfang dieser Woche haben Anastasia und Anton aus Kharkiv geheiratet. Diese Bilder gingen um die Welt. Mit Freunden und der Familie besuchten sie auf dem Weg zur Trauung die orthodoxe Kirche, in der eine Zeremonie wegen der Zerstörung nicht möglich war. Eheschließung und Hochzeit wurden dann in einer U-Bahnstation gefeiert. Ein starkes Bekenntnis der Liebe, an die sie beide fest glauben.
Eine unserer Ortsgemeinden hat sich entschieden, 11 ukrainische Flüchtlinge aufzunehmen und ihnen Sicherheit, Ruhe und erst einmal Heimat zu geben. Die Ressourcen der Mitarbeiter und die Gegebenheiten der Kirche sind begrenzt – Gemeinschaftsraum Souterrain, Küche und eine Dusche. Das hat es noch nie gegeben und ist für diese Menschen Segen über Segen. Glauben machts möglich.
Drei Kurzberichte, die erzählen von gemachten Erfahrungen „bekannter Verfasser“, die bezeugen, dass Glauben überwindet. Bis zur ersehnten Normalität ist es noch ein Stück und Wahrheit gibt es nur verifiziert, beides ist nicht neu. Ihr Glaube soll wachsen, verbunden mit ihrem Namen. Haben Sie den Mut, Ihre Erfahrungen zu teilen, damit auch andere Hoffnung wagen. Und seien Sie nicht überrascht, wenn Sie gefunden werden – von Gott.
Herzliche Grüße aus Krefeld, Gott segne Sie.
Armin Groß