Von Blindheit geschlagen

Die Bibel berichtet uns von zwei Männern in tiefer Trauer, die einen Weg in ihr Heimatdorf gehen. Sie können nicht fassen, was sie erlebt haben. Jesus, ihr Meister, ihr Herr, ist tot. Frauen, die am leeren Grab waren, sagen, er sei von den Toten auferstanden. Aber wie soll das gehen? Vielleicht hat ja doch jemand seinen Leichnam aus dem Grab gestohlen?

In dieser Niedergedrücktheit kommt plötzlich ein Mann zu ihnen und begleitet sie. Er hört zu, stellt Fragen. Er hat auch viele Antworten, kann erklären, worüber sie sich Gedanken gemacht haben. Dann sind sie zuhause angekommen. Mittlerweile ist der Tag schon fast vorüber, die Dunkelheit bricht herein und sie bitten ihn, mit in ihr Haus zu kommen. Sie bitten ihn zu Tisch und er bricht ihnen das Brot. 

Da erkennen sie ihren Begleiter, sie wissen nun endlich, wer ihr Gast ist: Es ist Jesus, ihr geliebter Herr – doch bevor sie ihn ansprechen können, ist er verschwunden und die Frage steht im Raum: „Brannte nicht unser Herz, als er uns das Brot brach?“

Die gerade beschriebenen Menschen, Emmausjünger, wie die Bibel sie ihrer Heimatstadt Emmaus wegen nennt, sind uns doch sehr ähnlich. Wie oft erkennen wir nicht, dass Jesus bei uns ist. Vielleicht sind wir auch niedergeschlagen, aber wie oft sehen wir nur auf uns, weil wir doch wissen, wie es läuft? Wir haben doch einen Plan für uns, unsere Familien, die Gesellschaft, für die Gemeinde. Wenn wir doch wissen, was zu tun ist, wo fragen wir da überhaupt noch nach Unterstützung, nach Begleitung? Wann fragen wir Jesus, ob er mit dabei ist? 

Trotzdem lässt uns Jesus dann nicht allein, so wie die Jünger damals auf dem Weg nach Emmaus; doch manchmal fehlt uns der Blick auf das Wesentliche, auch so wie damals. Aber, wir dürfen lernen, genau wie die beiden Jünger: Wir haben auch heute den auferstandenen Herrn nicht leiblich bei uns, aber er will uns trotzdem Antworten geben.

Durch Lesen in der Bibel erkennen wir, wer Jesus ist. Wir lesen von seinem Auftrag für unsere Welt und für unser Leben. Wir dürfen erkennen, dass er uns seine Gemeinschaft anbietet und diese Gemeinschaft uns guttut. In diese Gemeinschaft lädt er alle Menschen ein, auch zum Gespräch über Gelesenes und Gehörtes. So wie damals auf dem Weg nach Emmaus führen uns diese Gespräche zu neuen Erkenntnissen, geben Trost und Zuversicht. So wie damals, lädt er uns ein, in dieser Gemeinschaft das Brot zu brechen, da wo wir heute das Abendmahl gemeinsam feiern. Vielleicht erfahren wir die Nähe Jesu dann ja auch und fragen uns: „Brannte nicht unser Herz, als er uns das Brot brach?“, ganz so wie die Jünger damals.

Übrigens: Manchmal ist es gut, einen Weg zu gehen, der uns neue Erkenntnisse bringt. Das ist der Hintergedanke beim Pilgern. Eine Wegstrecke mit einem Ziel, auf der man zur Ruhe kommt. Wo man sich auf Gott konzentriert und mit ihm spricht. Wo aber auch die Seele „baumelt“ und Gottes Schöpfung uns vom Schöpfer zeugt. Die Strecke von Jerusalem nach Emmaus ist ca. 11,5km lang. Auf diesem Weg kann viel passieren. Wer ihn geht, dem werden die Augen geöffnet.

Herzlich grüßt

Elke Heckmann