Bartholomäustag

Heute, am 24. August, ist im evangelischen, katholischen und anglikanischen Kirchenjahr der Bartholomäustag, der an den Apostel und Jünger Jesu erinnern soll. Neben der Erinnerung an den Apostel und die Überlieferungen zu seinem Wirken und seinem Märtyrertod wurde der Bartholomäustag für Bauern, Schäfer und Winzer auch zu einem wichtigen Tag, der für das Wetter des Herbstes und des Winters bedeutsam war:

– Bleiben Störche nach Bartholomä, kommt ein Winter, der tut nicht weh.

– Gewitter um Bartholomä bringen Hagel und Schnee.

– Regen an Bartolomä tut den Reben bitter weh.

– Wie sich das Wetter am Bartheltag stellt ein, so soll's den ganzen September sein.

Inzwischen orientieren sich die Landwirte vermutlich eher an den Prognosen der Meteorologen, aber die Neigung von uns Menschen, sich von guten oder bösen Vorzeichen beeinflussen zu lassen, scheint ungebrochen zu sein. Insbesondere wenn wir in Situationen kommen, die uns unbekannt sind, zeigt sich der Hang allen möglichen Theorien und Vorzeichen zu folgen. Die gleichen „Experten“, die vor zwei Jahren meinten, Anzeichen gefunden zu haben, dass die Pandemie nach einem Winter vorbei wäre, sprechen mitunter nun davon, dass alle Zeichen darauf hindeuten, dass uns die Pandemie noch Jahre begleiten wird. Auch im Ukrainekrieg haben die inzwischen Unrecht, die meinten, dass der Konflikt spätestens im Sommer beendet sein würde. Ähnliche Zeichendeutungen und Prognosen erleben wir gerade im Hinblick auf die Versorgungsengpässe mit Energie und anderen Gütern.

Was macht das alles mit uns? Die Ereignisse mit ihren unvermeidlichen Deutungen kommen so nah an uns heran, dass wir sie nicht mehr ignorieren können. Wo stehen wir, wie reagieren wir? Haben wir Sorge, Angst und Mutlosigkeit oder sogar Zorn und reagieren gereizt in Gesprächen über die Zukunft? 

Zu den Versuchen der Pharisäer und Sadduzäer Zeichen zu deuten, hat Jesus im Matthäusevangelium gesagt: „Des Abends sprecht ihr: Es wird ein schöner Tag werden, denn der Himmel ist rot. Und des Morgens sprecht ihr: Es wird heute ein Unwetter kommen, denn der Himmel ist rot und trübe. Über das Aussehen des Himmels wisst ihr zu urteilen, über die Zeichen der Zeit aber könnt ihr nicht urteilen?“  Wenn Jesus von „Zeichen der Zeit“ spricht, meint er die Zeichen, die auf das Kommen des Gottesreichs hinweisen. Bei aller Geschäftigkeit des Alltags und dem Versuch, aus vielen Zeichen die richtigen Schlüsse für ihr Handeln zu ziehen, haben die Pharisäer und Sadduzäer das Wesentliche, das Reich Gottes, aus den Augen verloren. An andere Stelle im Matthäusevangelium sagt Jesus u.a. hierzu: „mit sehenden Augen sehen sie nicht!“ 

Die beiden Aussagen Jesu wollen uns helfen, bei allem Respekt vor den Herausforderungen dieser Zeit, dass wir nicht mitgerissen werden von Theorien, Prognosen und Prophezeiungen, die doch letztlich oft nur Spekulationen sind. Jesus will uns ermutigen, dass wir unser Leben an dem festmachen, was unveränderbar und sicher ist: den Verheißungen Gottes. Wenn wir genau hinschauen, finden wir hierzu auch heute noch genügend Zeichen, die uns helfen, darauf zu vertrauen, dass Gott sein Wort hält. Am Ende des kurzen Dialogs mit den Pharisäern und Sadduzäern sagt Jesus, dass ihnen keine Zeichen gegeben würde, außer dem „Zeichen des Jona“. Jona wollte sich dem Willen Gottes widersetzen und Gottes Vorhaben entfliehen. Am Ende aber geschah Gottes Wille, selbst wenn dazu Wunder und das Eingreifen Gottes in die Natur notwendig werden mussten. Darauf dürfen wir vertrauen. Das sind die Zeichen, die uns gegeben sind: an Gottes Willen kommt niemand vorbei – und er wird sein Reich errichten, wenn die Zeit erfüllt ist. Darum fordert Jesus uns auf, bei allen Anforderungen unseres Alltags: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles [die Anforderungen] zufallen.“

Möge Gott unser Vertrauen auf ihn stärken, jeden Tag aufs Neue.

Ulrich Hykes