Beste Wohnlage

Als ich Anfang der 90-er nach Hamburg umgezogen bin, sah es mit Wohnungsangeboten sehr schlecht aus. Es war nicht einfach, eine passende Wohnung zu finden, geschweige denn zu erhalten. Wir sehnten uns so sehr danach, mussten uns aber auch nach unserer Hochzeit in Geduld üben. Die Nachfrage war einfach zu groß. Durch Beziehungen meiner Schwägerin hatten wir dann endlich unsere erste Wohnung erhalten. Und was für eine. Wir waren überglücklich und die Wohnung befand sich in einer sehr guten Lage Hamburgs, nur wenige Meter zum Elbhang entfernt. Das hätten wir uns nie träumen lassen. Wir konnten sogar in eine frisch renovierte Wohnung einziehen. Wir haben dieses kleine Nest liebgewonnen und fühlten uns darin sehr wohl.

Warum erzähle ich das? Weil mir in diesem Zusammenhang der Psalm 84 in den Sinn kam. Er beginnt so: „Wie lieb sind mir deine Wohnungen, Herr Zebaoth! Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des HERRN; mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott. “

In diesen Versen sind eine solche Freude und Sehnsucht spürbar. Da möchte man sagen, die Söhne Korachs, die diesen Psalm geschrieben haben, können es gar nicht erwarten, wieder in den Tempel zu gehen, der zudem als die Nähe Gottes galt. Sie waren nämlich räumlich getrennt davon.

Können wir auch heute noch in solch einer Begeisterung einstimmen? Was bringen wir an Gedanken und Fragen mit, wenn wir in den Gottesdienst gehen? „Tradition? Gute Gemeinschaft? Wie wird wohl die Predigt werden? Hoffentlich ist es warm genug? Bitte nicht so lange.“- Das sind Beispielgedanken über gewisse Erwartungshaltungen, die uns möglicherweise bewegen. 
Im Psalm wird aber deutlich, dass nicht Erwartung, sondern Hingabe spürbar war. 

Wir Menschen brauchen einen Aufenthaltsort, in dem wir zur Ruhe kommen und in dem wir uns auch entwickeln können. Gott möchte dieser Ort sein und mit seiner Liebe füllen, wie ein guter Geruch. Er möchte ein warmes Licht geben, dass uns anspricht. Er möchte der Meistermaler sein, damit Farbe in unser Leben hineinkommt. Er möchte unsere Lasten tragen, die schwerer sind, als eine Waschmaschine in den 3. Stock zu bewegen. Und vor allen Dingen möchte er mit uns ewige Gemeinschaft haben, dass im Hier und Jetzt schon beginnt. Ein Wohnort in SEINER Nähe und damit in bester Lage. 

Deshalb reflektieren wir: Welche Gedanken werden uns im nächsten Gottesdienst bewegen und warum?

Jörg Habekost