22. Oktober 2017

Es war ein eindrucksvolles Bild, das sich den Düsseldorfern am 23. September 2017 in der Innenstadt bot. Gut 70 Christen pilgerten auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) miteinander von Kirche zu Kirche fünf verschiedener Konfessionen. Der Pilgerweg stand unter der Überschrift „Versöhnt miteinander“ und erzählte an jeder Station in Form einer 20 bis 30-minütigen Andacht Geschichten gelungener Versöhnung. Der Pilgerweg begann um 11 Uhr in der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde (Baptisten) in der Luisenstraße. Anschließend bewegte sich der Pilgerzug zu Fuß zur evangelischen Johanneskirche (Martin-Luther-Platz), danach zu St. Mariä Empfängnis (Oststraße) und anschließend zur Kirche der Apostolischen Gemeinschaft in der Cantadorstraße. Von dort aus brachten zwei Busse die Pilger zur letzten Station in die griechisch-orthodoxe Kirchengemeinde Hl. Apostel Andreas (Am Schönenkamp) im Stadtteil Hassels. Ausgestattet mit einem eigens für diese Aktion entworfenen Düsseldorfer Pilgerbecher erhielten die Teilnehmer an jeder Station Wasser zur Erfrischung. In der griechisch-orthodoxen Gemeinde wurden die Pilger schließlich mit einem reichhaltigen Imbiss versorgt. An einem von den Gemeindemitgliedern bereiteten bunten Buffet mit griechischen Speisen konnten die Teilnehmer sich über das gemeinsam Erlebte austauschen und die über den Tag geknüpften Kontakte vertiefen.  Für die mitpilgernden Christen der Apostolischen Gemeinde und der Neuapostolischen Kirche (NAK) hatte der Pilgerweg noch einen besonderen Höhepunkt. Beide Kirchen nutzten die Veranstaltung der ACK, um ihrer eigenen Versöhnungsfeier zu gedenken, die vor knapp drei Jahren am 29. November 2014 an selber Stelle in der Cantadorstraße standfand. Die Andacht in der Apostolischen Gemeinde wurde von Mitgliedern beider Kirchen gemeinsam durchgeführt. 

Rückblick auf die Versöhnungsfeier

Volker Wissen, Gemeindemitglied der Apostolischen Gemeinde Düsseldorf-Mitte und Vorstand im Netzwerk Apostolische Geschichte, begrüßte die Pilger. In seinem Vortrag ging er auf die geschichtlichen Hintergründe beider Kirchen ein und illustrierte dies anhand der architektonischen Gemeinsamkeiten der Kirchengebäude in der Cantadorstraße (Apostolische Gemeinschaft) und Krahestraße (NAK Gemeinde Düsseldorf-Flingern).  Ein kurzer Rückblick auf die Versöhnungsfeier von 2014 rundete seine Einleitung ab. Volker Wissen hob dabei noch einmal hervor, wie wichtig der Zeitpunkt der Versöhnungsfeier vor knapp drei Jahren war. Denn in der Zwischenzeit sind einige Zeitzeugen der Trennung in den 1950er Jahren auf Seiten der Apostolischen Gemeinschaft verstorben. 

Gemeinsame Andacht beider Kirchen

Siegfried Tiefenbach stellte seine anschließende Kurzandacht unter einen Vers aus dem 133. Psalm: „Siehe, wie fein und lieblich ist's, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen!“ Überzeugend trat er dafür ein, dass Versöhnung nicht vom Vorstand der Kirchen verordnet werden kann, sondern von den Glaubensgeschwistern gelebt werden muss und dass wiederum nur durch die verbindende Liebe des gemeinsamen Herrn Jesus Christus geschehen kann. Das aufeinander zugehen neuapostolischer und apostolischer Glaubensgeschwister ist zwingend notwendig, damit Versöhnung gelebt werden kann. Er berichtete über die Vorbereitung dieser gemeinsamen Andacht, die ganz im Sinne des Psalms von Brüderlichkeit, Herzlichkeit und Pragmatismus geprägt war. 

Abschließend trug Harald Schmidt, Diakon in der Neuapostolischen Gemeinde Düsseldorf-Derendorf und Mitorganisator des Pilgerwegs, einige generelle Gedanken zur Versöhnung vor. Dabei hob er hervor, dass Versöhnung in erster Linie durch gegenseitiges Verstehen erreicht werden kann, und dass Verstehen weniger etwas mit Verstand, sondern viel mit dem Herzen zu tun hat: Dabei sein, teilnehmen, interessiert sein, zuhören, nachfragen, mitgehen, mitempfinden, sich anfragen lassen. Der gemeinsamen Tradition beider Kirchen folgend schlossen Siegfried Tiefenbach und Harald Schmidt die Andacht mit Gebet und Segen und dem gesungenen dreifachen Amen. 

Verständnis fördern und Gemeinschaft erleben

Die einhellige Meinung unter den Pilgern in den Gesprächen im weiteren Verlauf des Tages war, dass dieser Ökumenische Pilgerweg eine gelungene Aktion und eine „runde Sache“ war, die in praktischer Weise das Verstehen unter Christen fördert und allen Teilnehmern darüber hinaus ein erhebendes Gemeinschaftserlebnis bereitet. Darüber hinaus regten einige Teilnehmer an, vertiefende Informationen zum Beispiel durch Workshops oder Vorträge beider Gemeinschaften oder einem erweiterten Kreis in der ACK anzubieten.

Volker Wissen, Harald Schmidt