Miteinander ohne einander?
Ich muss sagen und denke auch, ich stehe nicht allein da: „Mir fehlen die persönlichen Kontakte mit den Geschwistern und Freunden sowie auch den Arbeitskollegen.“
Wir Menschen sind auf Beziehungen ausgelegt, das entspricht dem Schöpfungsursprung. Man möchte seine Beziehungen gerne mit allen Sinnen pflegen. Mir ist das gerade in dieser Zeit so bewusst geworden.
In der letzten Woche wurden die Möglichkeiten der Präsenzgottesdienste mit strengen Auflagen wieder erlaubt und nun geht es an die Vorbereitungen und Klärung der Möglichkeiten. Aber so richtig wie vorher fühlt sich das gedanklich noch nicht an. Da ist die Freude über die Kontaktmöglichkeit noch nicht wirklich da, wenn wir uns gerade mal auf Abstand begrüßen können und uns nach dem Gottesdienst schnell auf Abstand wieder verabschieden müssen. Kein Gesang und keine Gemeinschaft nach dem Gottesdienst im Kirchencafé.
Und bei diesem Gedanken dachte ich darüber nach, wie Gott wohl die Präsenzzeit mit uns ersehnt, die ja keiner Corona-Zeit erlegen ist?
Wir singen in einem Refrain: „Gott ist da, Gott ist da. Er ist unbegreiflich nah!“ Der Psalm 139 macht die Gegenwart Gottes so deutlich, dass er uns von allen Seiten umgibt. Das ist die Präsenzzeit Gottes, die unumstößlich bleibt. Da kann sein, was will. Er will mit uns zu jeder Zeit in Beziehung bleiben. Welche Präsenzzeit räume ich da ein?
Mir ist bei all den Gedanken bewusst geworden, dass wir auch einander brauchen, um zu ermutigen und zu erinnern. Dazu habe ich folgendes erleben dürfen:
In der Zeit von Home-Office ist die Bewegung eingeschränkter und das Gefühl des Bewegungsdrangs wurde in mir immer größer, da der gewohnte Sport mit meinem Freund derzeit ausbleiben muss. So kamen wir auf den Gedanken zu joggen (mit großem Abstand), um uns fit zu halten. Auch da muss ich aber sagen, wenn anfangs jemand nicht konnte, fand der Termin nicht statt. Schon komisch. Wir haben uns dann feste Termine gesetzt und die wurden auch eingehalten. Sie gehörten schnell zum Alltag dazu. Beim Laufen haben wir gemeinsam auf unser Tempo geachtet und uns „am Schwächeren“ angepasst, was tagesformabhängig war, denn jeder von uns war mal „der Schwächere“. Wenn der Kopf nicht mehr wollte, aber der Ehrgeiz ein bisschen mehr zu erreichen vorhanden war, haben wir uns angespornt. Wir kamen auf immer größere Laufstrecken. Mein täglicher Sport wäre aber schon in Erinnerung verstaubt, wenn ich kein Miteinander im Wollen und Anspornen gehabt hätte.
In dieser Weise brauchen wir auch Gott und uns. Wir brauchen Training auch im Glauben. Dafür reicht der Gottesdienst allein nicht aus. Wir brauchen gemeinsame Verabredungszeit mit Gott und Menschen, damit wir zugerüstet werden.
Wollen wir aus dieser Zeit auch positiv lernen, welche Möglichkeiten wir untereinander einsetzen können, um gemeinsam im Glauben unterwegs zu sein – mal nur akustisch, digital oder auch persönlich, ganz egal. Das Wichtige bleibt zu erkennen, dass der Glaube kein Alleingang ist und Trainingszeit benötigt. Der HERR will da mein Trainer sein und wir müssen wissen: ER ist Sieger und im Glauben an IHN sind wir es auch. Damit ist klar, dass ein siegreiches Miteinander ohne einander nicht möglich ist.
Ich wünsche eine gesegnete Präsenzzeit mit unserem HERRN und dem Nächsten.
Bleibt weiter gesund, geistlich und körperlich.
Jörg Habekost
PS: Ein im übertragenen Sinne #Wir bleiben zu Hause finden wir in Psalm 84