The holy lockdown!
In den Herrnhuter Losungen steht für Mittwoch, den 10.06.2020, ein Bibeltext aus 1. Könige 17,16: „Das Mehl im Krug ging nicht aus, und der Ölkrug wurde nicht leer, nach dem Wort des Herrn, das dieser durch Elia gesprochen hatte.“ Unweigerlich wurde ich an die »Mehl- und Heferenaissance« der zurückliegenden Monate erinnert, auch an die aufkeimende Hysterie um noch ganz andere Warengruppen, die nicht mehr in den Regalen standen und möchte dankbar und erstmal beruhigt resümieren: Es hat für alle gereicht!
Aber, die Zeit ist schnelllebig und das ist bereits längst Geschichte. Verständlich, dass sich nun alle Bemühungen und Investitionen um das »heraus aus dem Lockdown« drehen. Unvorstellbar große Geldbeträge werden generiert und sogar mit einer Glaubensfrage verknüpft. „Wir glauben, wir hoffen, wir vertrauen…, dass es letztlich hilft.“ Das finde ich beachtlich. Freiheit und Unversehrtheit sind Menschenrechte und natürlich müssen wir hier alles versuchen, um Einschränkungen und Begrenzungen zu überwinden. Aber könnte das immer wieder lautstark skandierte „Heraus“ ohne Veränderung unseres Denkens, Glaubens, Wesens, unserer Herzen, nicht möglicherweise schneller als erwartet neue „lockdown´s“ in anderer Form ergeben? Weil weiterhin benachteiligende und ungerechte Verhältnisse bestehen bleiben und unter Umständen noch weitere zusätzlich erzeugt werden? Ist damit nicht unweigerlich die Frage verbunden wer eigentlich am Ende von den Maßnahmen profitiert, und wer und was vielleicht dabei auch auf der Strecke bleibt? Gesellschaft, Konsum und Wirtschaft beleben gehört jetzt als Auftrag zu unserem Land, das ist nicht verwerflich. Aber werden das die betroffenen Menschen, die leicht ganz anonym als „human worker“ bezeichnet werden, in Kitas, den Pflegeberufen, Schulen usw. über den »Applaus in der Stadt« hinaus merken?
Der heutige Losungstext ist nur ein Beispiel, wie das „Heraus“ aus den Nöten erfolgen kann, welches ich als lösbare Aufgabe ansehen möchte.
Kann uns das, was sich damals zu Elias Zeiten ereignete, heute etwas sagen? Das Volk war auf einem Weg fern von Gott und seinen guten Ordnungen. Der König, der desaströser als alle seine Vorgänger regierte. Es gab Menschen, die nur hören wollten, wonach ihnen die Ohren „juckten“. Der Niedergang war unausweichlich. Eine 3 Jahre lange Dürre führte zu großer Hungersnot und die Verhältnisse waren katastrophal. Auch damals war die Sehnsucht „heraus“ so sehr nachvollziehbar. Elia forderte aber, nach harscher Kritik am Königshaus, unmissverständlich nicht nur eine Veränderung zu ersehnen, sondern auch die Bereitschaft eine eindeutige Bindung einzugehen. „Da trat Elia zu allem Volk und sprach: Wie lange hinkt ihr auf beiden Seiten? Ist der Herr Gott, so wandelt ihm nach, ist´s aber Baal, so wandelt ihm nach.“ (1. Könige 18,21) Mir ist wichtig zu der Frage von Elia einzuladen, einmal die „Illusion sich herrschaftsfrei“ bewegen zu können aufzugeben und über Gott und Baal (vielerlei Götzen, zu allen Zeiten vergleichbar, auch heute reichlich vorhanden) mit Herz und Sinn nachzudenken. Den eigenen Standpunkt finden, ganz ehrlich und ganz persönlich. Wem will ich folgen?
Die Überschrift „holy lockdown“, vielleicht nicht 100%tig im Wortsinn des Englischen von mir gebraucht, ist für mich immer wieder Sehnsucht und Entscheidung, mich einzulassen auf eine Herrschaft, einen Herrn und sein Reich. Persönliche Erfahrungen, mein Glauben, Hoffen und Lieben, mein Menschsein im Guten wie im Bösen festzumachen an einem Bund mit Gott. Für mich ist das Jesus Christus, Herr und König, in dem der verheißene Gnadenbund Gottes mit uns Menschen ewige Wirklichkeit geworden ist. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht in der zurückliegenden Zeit? Was macht Ihnen Mut und Hoffnung? Sind wir bereit zum „Lockdown“ unserer „Götzen“, damit Gott groß werden kann?
Mich hat diese Zeit persönlich bisher mehr herausgefordert, als ich vermutet hätte. Einschränkungen wirken noch nach, aber ich kann auch gelassener mit mir selbst umgehen und vertraue darauf, dass der Herr zu seiner Zeit wieder meine Grenzen erweitern wird. Mehl und Hefe, das hat mich total gefreut, gemäß dem alten Text von oben, hatten wir auch heute zur Genüge – Gott sei Dank! Der Herr segne und behüte Sie.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr Armin Groß