Wann und wie kann ich fasten?
Wer fasten will, bereitet sich darauf vor und klärt zunächst die Frage: Warum will ich fasten? Heutzutage fasten die meisten wegen des zu erwartenden Gewichtsverlustes. Doch selbst da steckt mehr dahinter, als nur das Abnehmen. Ich nehme mich und meinen Körper ernst. Ich weiß von gesundheitlichen Folgen des Mehrgewichts. Ich möchte mir bewusstmachen, dass sich etwas ändern muss. Deshalb beschäftige ich mich mit den Möglichkeiten des Fastens. Der Markt ist voll von Ratschlägen und Literatur. Nicht alles ist gut! „Du musst nur…, dann … und du kannst weiterhin alles essen!“ – so etwas sind vielfach scheinheilige Versprechen.
Beim Fasten geht es um Verzicht, Gewohntes nicht mehr tun und freiwillig etwas lieb Gewonnenes wegzulassen. Bevor ich faste überlege ich also, warum, wann und wie ich faste.
Die vorösterliche Passionszeit ist – mit der im Fasten gelebten Anteilnahme am Leiden Christi – die bekannteste und wohl auch heute noch beliebteste Fastenzeit. Kaum einer weiß aber, dass auch die Adventszeit früher ebenso als Fastenzeit bekannt war, die dann mit dem Weihnachtsfest endete. Das Fasten am Freitag ist da schon eher bekannt, weil viele die Tradition kennen, an diesem Tag auf Fleisch zu verzichten und z.B. Fisch zu wählen. Ich muss das Fasten aber nicht auf diese tradierten Vorgaben beschränken. Ich kann ganz für mich speziell einen Fastentag in der Woche oder im Monat wählen, oder vielleicht auch eine Fastenwoche einlegen.
Fasten bedarf einer gewissen Ernsthaftigkeit, sonst erfahre ich keinen Erfolg. Wenn ich heimlich nasche, weil mich der Heißhunger treibt, werde ich wohl kaum ein zufriedenstellendes Ergebnis erreichen – weder im Hinblick auf das körperliche Ziel einer Gewichtsabnahme noch im Hinblick auf eine Stärkung meiner Willenskraft. Im Propheten Joel lesen wir: „Bekehrt euch zu mir von ganzem Herzen mit Fasten, mit Weinen und mit Klagen! Zerreißt eure Herzen und nicht eure Kleider!“ Fasten hat also im geistlichen Sinn etwas mit der ernsthaften Zuwendung zu Gott, wahrer Umkehr und einer Veränderung des Wesens zu tun.
Wenn wir fasten, dürfen wir uns auch über die Folgen freuen, die weit über eine Gewichtsabnahme hinausgehen können. Wo und wenn wir freiwillig auf etwas verzichten, gewinnen wir neue Freiräume, die wir nutzen sollten. Wenn die Bibel vom Fasten spricht, geht es auch immer ums Gebet. Ich kann diese Freiräume nutzen, um mit Gott ins Gespräch zu kommen. Wenn mir nicht sofort etwas einfällt, kann ich die Bibel zur Hand nehmen und z.B. einen Psalm lesen, jeden Tag einen. Damit spreche ich mit Gott – weitere Gedanken werden folgen und mich zu ihm tragen.
Feste Fastenzeiten gibt es bereits in der Tradition des Volkes Israel, aber die Bibel berichtet auch vom „spontanen“ Fasten zur Buße und Umkehr oder vom Fasten zur Vorbereitung auf eine Aufgabe. So fasteten z.B. Johannes der Täufer und auch Jesus, bevor sie ihren Dienst begannen.
Egal, ob ich nun spontan einen Fastentag einlege oder ob ich eine Fastenzeit gut vorbereite, Fasten kann, darf und soll etwas in mir bewirken. Ich kann das Fasten nutzen, meinen Lebensstil zu überdenken und neue Perspektiven finden.
Fröhliches Fasten wünscht Elke Heckmann