Fasten in Gruppen
Als wir in unserer „Redaktionssitzung“ zu den Mittwochsimpulsen die Inhalte zu dieser kleinen Themenreihe „Fasten“ festlegten, waren wir plötzlich neugierig, als das Thema „Fasten in Gruppen“ aufkam. Wie müssen wir uns das vorstellen? Eine gemeinsame Challenge? Ein kollektiver Hungerstreik?
Ein Blick ins Internet offenbart eine Fülle von Informationen. Fasten-Gruppenreisen, Online-Fastenprogramme, Fasten-Apps, spezielle Seminare und vieles mehr befinden sich im Angebot bis hin zu innovativen Produktideen aus der „Höhle der Löwen“. Es sieht so aus, dass auch beim Fasten gilt: Gemeinsam geht es leichter. Ich stelle fest, dass ich in einer Fitness-App eine Gruppe nutzen kann, mit der ich meine Erfolge beim Fasten teile. Ich kann mich über den täglichen Gewichtsverlust zusammen mit entsprechenden begleitenden sportlichen Aktivitäten mit anderen Menschen austauschen. Ich kann in dieser Gruppe kleine Challenges (Herausforderungen) erstellen oder annehmen, in denen ich im Vergleich mit anderen z.B. versuche, über einen bestimmten Zeitraum hinweg meinen Puls in die Fettverbrennungszone zu bringen. Ich kann also, im wahrsten Sinne des Wortes, „spielerisch“ Erfolge erzielen und durchhalten.
Ich frage mich, ob so etwas auch beim „geistlichen“ Fasten geht. Die Challenge: Einige Tage kein Fernsehen und die freiwerdende Zeit nutzen wieder einmal ein Buch aus der Bibel zu lesen, vielleicht jeden Tag ein Kapitel. Jeden Tag ein Austausch mit Freunden über die Erfahrungen, die dabei gemacht werden – gegenseitige Ermutigung weiter zu machen und Gott näher zu kommen. Allein fällt das oft schon schwerer. Seit einigen Jahren lege ich einmal im Jahr eine Fastenwoche ein. Ich bereite mich darauf vor, mache zwei Entlastungstage, koche mir eine Fastensuppe, fülle sie in sieben Gefäße, damit ich die ganze Woche davon essen kann. Meine Familie nimmt das zur Kenntnis und isst normal weiter, in der Regel bereite ich auch deren Essen zu. Das ist nicht immer ganz einfach, aus Gewohnheit will ich mir beim Zubereiten gelegentlich etwas in den Mund schieben. Da heißt es, Disziplin zu bewahren. Es ist einfacher gemeinsam zu fasten.
Auch in der Bibel lesen wir vom kollektiven Fasten. Im Judentum waren Fastenzeiten zwar vorgegeben und normaler Alltag, aber oft war Fasten dabei nur ein Ritual. Die erhoffte Wirkung, Gott näher zu kommen, blieb aus. Ganz anders war es aber, als der Prophet Jona den Bewohnern der Stadt Ninive sagte, dass sie und ihre Stadt von Gott zerstört würden, weil das Böse überhandgenommen hätte. Zutiefst erschrocken ließen sie daraufhin ein Fasten ausrufen für alles, was in der Stadt lebte: „Da glaubten die Leute von Ninive an Gott und riefen ein Fasten aus und zogen alle, Groß und Klein, den Sack zur Buße an. Und als das vor den König von Ninive kam, stand er auf von seinem Thron und legte seinen Purpur ab und hüllte sich in den Sack und setzte sich in die Asche und ließ ausrufen und sagen in Ninive als Befehl des Königs und seiner Gewaltigen: Es sollen weder Mensch noch Vieh, weder Rinder noch Schafe etwas zu sich nehmen, und man soll sie nicht weiden noch Wasser trinken lassen; und sie sollen sich in den Sack hüllen, Menschen und Vieh, und heftig zu Gott rufen. Und ein jeder kehre um von seinem bösen Wege und vom Frevel seiner Hände! Wer weiß, ob Gott nicht umkehrt und es ihn reut und er sich abwendet von seinem grimmigen Zorn, dass wir nicht verderben.“ (Jona 3,5-9) Alle Einwohner fasteten, egal welchen Alters und welchen Standes. Ihr bisheriger Lebenswandel reute sie. Sie wollten, dass Gott die Ernsthaftigkeit in ihren Herzen sieht. Wir lesen hier vom gemeinsamen Fasten, als Zeichen aufrichtiger Buße – und Gott erhörte sie in ihrem Fasten und Beten und verschonte die Stadt sowie das Leben der Menschen.
Darum geht es beim Fasten: Gott und sein Wille müssen in die Mitte, in meine Mitte, in deine Mitte. Lass Dinge weg, die dich ablenken vom Wesentlichen. Überdenke deinen Lebensstil. Wenn möglich, faste gemeinsam mit anderen, so wie du auch gemeinsam in die Fürbitte trittst. Das fällt dann allen leichter. Macht gemeinsam diese Erfahrung. Auch der Weg, den eine Gemeinde gehen kann, kann mit Fasten und Beten vor Gott gebracht werden. Ganz in der Stille.
Am Ende des Fastens steht das Fastenbrechen. Das geschieht häufig mit einem Apfel, der langsam und ganz bewusst gegessen wird. Ein „Festmahl“ für jeden, der das schon einmal erlebt hat. Wenn Gott Wege ebnet und bahnt, gibt es am Ende des Fastens ein „Fest“, bei dem es an nichts fehlen wird.
Herzlich grüßt
Elke Heckmann