Groß – Größer – Gott
Fragt man ein kleines Kind, wie groß es sei, so bekommt man keine metrische Größenangabe als Antwort, sondern oft ein begeisterndes: „Sooooo groß“. Und dabei streckt das Kind die Arme in die Luft, soweit es geht und stellt sich dabei noch auf die Zehenspitzen. Aus der Sicht der Kinderaugen reicht das völlig zur Beantwortung der Frage.
Nicht selten kommt dann noch die Frage hinzu: „Was möchtest du werden, wenn du einmal groß bist?“
Die Definition des Lebens über die Größe nimmt einen beträchtlichen Stellenwert ein. Das ist grundsätzlich auch nicht verkehrt, wenn man es „gesund“ betrachtet. Die Motivation, etwas erreichen zu wollen und daran zu arbeiten, ist zunächst einmal gut. Ich bin begeistert, wenn Kinder mit ihren Gaben einen Ehrgeiz entwickeln und darin auch gefördert werden.
Dann gibt es aber auch die andere Seite, die Ziele ausschließlich über die Wahrnehmung von Größe und Geltung zu definieren und alles daran zu setzen, es genauso zu erreichen. Wenn auf den verschiedenen Ebenen der Lebensbühne nur noch Siege, Gelingen, Anzahl, Wachstum und Erfolg eine Rolle spielen, dann verzerrt das die Wirklichkeit und die Motivationen, die Antreiber zu diesen Zielen zu kommen, wirken zerstörerisch. Auch als Christ und in den Gemeinden müssen wir uns dieser Gefahr stellen.
Im Glauben an unseren HERRN haben wir aber noch eine andere Möglichkeit: Wir können aus unseren gemachten Erfahrungen groß und größer von Gott denken. Vom Schöpfer haben wir alles erhalten und sind mit allem ausgestattet worden, was uns lebendig macht – oder anders ausgedrückt: Das was wichtig ist und uns groß macht, haben wir bereits. Wir müssen uns das vielleicht öfters wieder bewusst machen, um in unseren Zielen geerdet zu bleiben.
Über die Größe Gottes wird in den Psalmen viel berichtet. Der Psalm 8 zum Beispiel vermittelt uns eine wunderbare Sichtweise der Größe Gottes. Mit Bildern der Schöpfung wird uns die Herrlichkeit Gottes gezeigt.
Wie „sprechen“ wir aber mit unserem Leben über Gott? Machen wir ihn nicht manchmal in unserem Denken ziemlich klein, wenn wir meinen, das Große selbst herbeiführen zu müssen?
David hat jedenfalls in diesem Psalm nicht daran gespart, Gott groß zu machen. Er kam bei allem Nachdenken und Umschauen zu der Erkenntnis, wie unvorstellbar groß der HERR ist. Er betrachtete die Schöpfung und erkannte die Besonderheit der Kindern und Säuglinge, die nicht erst erwachsen werden müssen, um einen Auftrag zu bekommen. David stellte zudem die Frage, warum Gott uns überhaupt in sein Blickfeld nimmt und warum er uns angenommen hat.
Weil ER uns nur wenig niedriger als sich selbst gemacht und ER uns zu Königen gekrönt hat – aus lauter Liebe.
In einem kürzlich gehörten Lied mit dem Titel „Größer“ heißt es darin: „Ich versuch dich zu begreifen, doch stattdessen greifst du mich…“ Und so kann es zu einer Erfahrung werden: Gott ist so groß, dass wir ihn nicht begreifen können, denn wenn wir Gott begreifen könnten, dann wäre es nicht Gott. Diese Größe will Gott mit uns teilen, ER will uns (er)greifen.
Für uns bleibt es ein Weg der Suche und des Findens der Größe Gottes, die sich in unserem Leben zeigen will.
Es grüßt Euch aus dem Norden
Jörg Habekost