Lebenswechsel – österliche Nachgedanken
Ein kleines Beispiel dieser Tage: Ein Brief von meinem Stromanbieter kündigte eine Preisanpassung in enormer Höhe an. Ein Schreiben, dass in der aktuellen Zeit wohl jeden treffen wird. Die umgehende Reaktion war ein Blick in die Vergleichsportale, um festzustellen, wo sich ein Wechsel vielleicht lohnt, vielleicht können alte Tarife, zumindest für ein Jahr, noch gesichert werden. Ihr merkt, der Wechsel geschieht nicht sehr emotional und wird zudem noch sehr einfach gemacht, und wenn es wieder neue Angebote gibt, dann steht der nächste Wechsel bevor, es ist eben keine dauerhafte Treuebeziehung. Der Wechsel ist von einer unsicheren Abhängigkeit geprägt. Klingt doch irgendwie nicht zufriedenstellend, denn wollen wir nicht lieber das Planbare und Berechnende sowie sichtbar Verfügbare für unser Leben zu jeder Zeit in Anspruch nehmen? Der Weg dahin führt dann zu einigen Tauschmanövern. Man hat etwas in der Hand und gibt es für neue Versprechungen oder auch Angebote wieder her. Manches macht Sinn und manches kann eine fatale Fehlentscheidung sein.
<p „>Ostern ist ein Lebenswechsel und ein sicherer noch dazu. Der Tod hat keine Macht mehr über uns. Es ist der einzige Lebenswechsel, der keine weiteren Wechsel mehr braucht, um in seinen Versprechungen ewig zu halten. Kein freier Handel, sondern ein Geschenk Gottes aus seiner freien Entscheidung. Wir müssen nur dieses Geschenk im Glauben annehmen.
Das Osterfest und die Osterferien sind in diesem Jahr nun schon wieder vorbei. Ist die Freude noch in uns zu spüren? Hierzu möchte ich ein paar „nachösterliche Szenen“ aus den Berichten der Bibel zusammenfassen:
Dort finden wir zunächst das Leiden und die Treue Jesu zu seinem Vater bis zum Tod und seine vergebende Haltung, dazu einen Verbrecher und einen Soldaten, die zum Glauben gekommen sind, zwei Frauen vor dem leeren Grab, die die Lage noch gar nicht erfassen können und die Jünger auf dem Weg nach Emmaus (siehe auch letzten Mittwochsimpuls), die traurig und ohne Hoffnung sind.
Was macht das mit mir? Es sind einige und mitunter auch nicht immer sehr hoffnungsvolle Berichte der Bibel, aber die Darstellung der Probleme und Zweifel machen sie so authentisch und nebenbei bemerkt: Hätten Menschen die Berichte aus ihren eigenen Gedanken geschrieben, so wären die Zeugnisse meines Erachtens wohl viel perfekter und träumerischer geschrieben worden. Hier aber lesen wir auch von Ängsten und Enttäuschungen, die wir heute doch ebenso erleben. „Also welche Freude?“, könnten wir denken, wenn wir das Evangelium und die Schrift insgesamt nicht vom Ende her kennen würden. In diesem Ende, dem kommen des Reiches Gottes und unserer Errettung, steckt unsere Hoffnung und das ist eine große Freude.
Leben wir in dieser Auferstehungsfreude, die auch uns Christen befreit hat? Dann teilen wir doch diese Freude und lassen sie ansteckend wirken. Manchmal verblasst diese Freude, gerade wenn das Leben schmerzhafte Purzelbäume schlägt, aber dann lässt Ostern uns wieder nach vorne, auf das Ende, schauen und will uns Freude und Hoffnung schenken. Geben wir dem viel öfter Raum. Wir haben allen Grund dazu.
Jörg Habekost