Mittwochsimpuls für den 2. November 2022

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Herzlich willkommen…. – Wirklich?

Es gibt unterschiedliche Begrüßungskulturen und eine davon ist zum Beispiel die Anrede, jemand willkommen zu heißen. Hoffentlich nicht nur eine Floskel, die man halt so ausspricht, um etwas Nettes zu sagen.

Bei der Vorstandskonferenz unserer Gemeinschaft, die am letzten Wochenende in Eisenach stattgefunden hat, lagen an jedem Platz im Konferenzraum ein Schreibblock mit der Aufschrift „Herzlich willkommen“. Nicht das erste Mal wurden sie ausgelegt, sondern über all die Jahre hinweg. Aber jemand sagte: „Habt ihr auch gelesen, was über der Begrüßung steht?“ Tatsächlich, es war kleiner und kompakter geschrieben, so dass mir der Inhalt all die Jahre gar nicht aufgefallen ist, dass da etwas ganz Besonderes steht, nämlich aus den Bekenntnissen des Augustinus. Dort stand:

Miteinander reden und lachen… sich gegenseitig Gefälligkeiten erweisen…zusammen schöne Bücher lesen…sich necken, aber auch einander sich Achtung erweisen…Mitunter sich auch streiten ohne Hass, so wie man es wohl einmal mit sich selbst tut…Manchmal auch in den Meinungen auseinandergehen und damit die Eintracht würzen…Einander belehren und voneinander lernen…Die Abwesenden schmerzlich vermissen… die Ankommenden freudig begrüßen… Lauter Zeichen der Liebe und Gegenliebe, die aus dem Herzen kommen…sich äußern in Miene, Wort und tausend freundlichen Gesten und wie Zündstoff den Geist in Gemeinsamkeit entflammen, so dass aus den vielen eine Einheit wird.

Das Willkommen lebt davon, sich gegenseitig wertzuschätzen und anzunehmen, wie man auch geprägt ist. Nicht „gesetzlich“, sondern in Liebe verstehend. Das soll in diesen Gedanken des Augustinus auf seinem Weg zur Wahrheit nach Gott ausdrücken. Wer hilft uns dabei? Jesus selbst, der sagte, dass wir zu ihm kommen und von ihm lernen dürfen.

Gastfreundschaft ist somit nicht nur eine menschliche Haltung, sondern eine biblische Grundforderung. Der eigentliche Gastgeber ist Gott selbst. Wenn wir diese Willkommenskultur auch in der Gemeinde mit dieser Sicht betrachten, dann bleibt es ein echt gemeintes Willkommen.

Jörg Habekost