Weihnachten … was bleibt?
Die Erwartungen an das Weihnachtsfest können enorm hoch sein. Die Auswahl der Geschenke, der gewünschte Ablauf, die Planungen des Weihnachtsessens und der Besuche an den einzelnen Feiertagen fordern uns heraus. Sicher gibt es auch die ruhigere Variante, auf reichhaltige Planungen maßgeblich zu verzichten und alles auf sich zukommen zu lassen. Trotzdem, in beiden Fällen kann der Stressfaktor dennoch sehr hoch sein.
Schauen wir einmal in die Weihnachtsgeschichte im Lukasevangelium. Der Bericht enthält alles andere als Ruhe, Sorglosigkeit und vorhersehbare Planung. Der Spannungsbogen reicht vom Kampf ums Überleben bis zum Sieg des Lebens. Wir lesen darin von Aufbruch, Obdachlosigkeit, Herbergssuche und Furcht, aber auch von wunderbaren Wegweisungen, vom Ankommen, Staunen und dem Bekenntnis zum wahr gewordenen Wort Gottes. Am Ende der Weihnachtsgeschichte wird Gott die Ehre gegeben. Das Gotteslob der Hirten und Engel ist bis heute nicht verhallt, weil es den Beginn einer bahnbrechenden neuen Zeit verkündet. Somit ist Weihnachten keine historische Momentaufnahme, sondern eine fortdauernde Kraftquelle für unser Leben. Wir Menschen sind eingeladen, daraus zu schöpfen – immer wieder. Auch heute noch will Gott uns den Blick auf das Wesentliche der Weihnacht schenken.
Bei uns in der Familie wird gerne augenzwinkernd das Zitat aus Loriots Weihnachtssketch „…und dann machen wir es uns gemütlich!“ verwendet, wenn wir auf die vielen bevorstehenden Erledigungen schauen. Das ist ein schöner Gedanke, der eine Sehnsucht nach Ruhe beschreibt. Aber, ich frage mich auch: Gemütlichkeit und Ruhe, reicht das? Eine noch so gut geplante und schön aufgebaute Weihnachtsfassade würde nicht lange halten, wenn der Ruf des Engels an die Hirten „Euch ist heute der Heiland geboren“ (Lukas 2,11) nicht in uns Menschen wirkt und uns aufbrechen lässt, das Kind in der Krippe zu suchen. Denn dann verliert Weihnachten seine Substanz. Dieses Kind in der Krippe hat das Leben vieler Menschen verändert, die es suchen und als Retter dieser Welt aufnehmen und in ihrem Leben wirken lassen. Wo Weihnachten nur eine Fassade bleibt, wird auch unsere Suche nach Erfüllung in unserem Leben schnell eine „Herbergssuche“ ohne Ende, die uns nicht zur Ruhe kommen lässt – wir werden selbst den „Stall“ nicht finden.
Aber, was bleibt nach Weihnachten für uns übrig? Es ist hoffentlich nicht nur die Erinnerung an ein orientalisches Wintermärchen, an eine Heile-Welt-Idylle mit dem kleinen, niedlichen Kind in der Krippe. Nein, Weihnachten ist der Start eines Rettungspakets einer verloren gegangenen Welt. Später dann waren am Kreuz von Golgatha die siegreichen Worte durch das einst liegende Kind in der Krippe zu hören: „Es ist vollbracht!“. Das tat er für uns zur „rettenden Stund‘“!
Damit entdecken wir auch das „Osterei im Weihnachtsbaum“. Weihnachten will ein nachklingendes Ereignis für unser ganzes Leben als Einladung zum Vertrauen, Aufbrechen und Staunen sein. Wir dürfen somit gewiss sein: Das Kind in der Krippe, es wird uns verändern.
In Dankbarkeit für dieses Geschehen grüßt
Jörg Habekost