Gedanken zur Jahreslosung 2023:
Du bist ein Gott, der mich sieht! (1. Mose 16,13)
Gesehen zu werden, kann überlebenswichtig sein.
Wir kennen das Gegenteil: Im Straßenverkehr als Fußgänger oder Fahrradfahrer übersehen zu werden, kann tödlich sein. Wer schiffbrüchig im Meer treibt und nicht gesehen und aufgenommen wird, wird untergehen und sterben.
Und wir kennen die negative Seite auch im übertragenen Sinne: Von Menschen übersehen zu werden, das macht etwas mit uns, das verletzt uns. Wenn Kinder immer wieder übersehen werden, wenn ihre Bedürfnisse, ihre Anwesenheit, ihre Erfolge oder ihre Nöte keine Beachtung finden, also nicht wahrgenommen werden, dann führt das zu tiefgreifenden Verletzungen und oft zu Störungen der Persönlichkeit dieses Menschen. Und wie viele Menschen leben mit diesen Wunden in sich, nicht oder nicht ausreichend „gesehen“ worden zu sein!
Natürlich, es geht nicht nur um ein informatives, sachlich-kaltes Gesehenwerden. Wie ein Wächter durch die Luke in der Zellentür schaut, um zu sehen, ob ein Gefangener noch da ist. Es geht darum, dass wir wahrgenommen werden, dass wir liebevoll interessierte Aufmerksamkeit empfangen. Das tut gut. Schon wenn uns ein Mensch freundlich begrüßt, geht es uns so. Wieviel mehr ist das so, wenn andere uns wahrnehmen, sich Zeit nehmen für einen Händedruck, einen aufmerksamen Blick, ein Gespräch, ein Besuch, oder wodurch auch immer uns signalisiert wird: Ich sehe dich!
Dahinter steht die Haltung der Wertschätzung: Du bist (mir) wichtig! Und wie sehr brauchen wir das!
Und nun wird uns für dieses Jahr ein Wort an den Anfang gestellt, das sagt: „Du bist ein Gott, der mich sieht!“.
Gesagt hat es eine Frau auf der Flucht, der Gott einen Engel hinterhergeschickt hat. Sie hieß Hagar, war eine Magd im Hause Abrahams. Und sie wollte abhauen, weil es mit ihrer Herrin und ihrem Herrn kompliziert wurde.
Und Gott schickt einen Engel los mit dem Auftrag: „Sieh mal nach Hagar!“ Warum? Weil Gott sie in ihrer Not sieht. Und der Engel hat eine Verheißung für ihre Zukunft im Gepäck, die er ihr im Namen Gottes zusagen darf. Und schließlich kehrt sie um und formuliert staunend diese Worte: „Du bist ein Gott, der mich sieht!“ Ein Ausdruck seiner Liebe, die zu einem Namen geworden ist.
Gott ist ein Gott, der auch uns sieht. Jeden Einzelnen. Dich und mich. Davon zeugt die Bibel sehr klar. Jesus hat es gelebt und verkündigt. Sein Blick auf uns ist liebevoll aufmerksam.
Was könnte dieses Wort für ein Jahr bedeuten?
Auf jeden Fall ist es eine Einladung, diesem Gott zu vertrauen, seinem Blick standzuhalten und zu fragen: Gott, was hast du für mich? Was hast du mit mir vor?
Es ist auch eine Einladung, seine Nähe zu suchen. Denn sein liebevoller Blick ist sehr heilsam für unsere Herzen, die danach hungern, gesehen zu werden.
Ich wünsche Euch gute Erfahrungen auf Eurem Weg in diesem Jahr unter dem liebevollen Blick Gottes.
Herzliche Grüße
Eckardt Meyer