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Die Überzeugung, dass die eine heilige katholische (allumfassende), apostolische (gesandte) Kirche in ihrer Gesamtheit den Leib Christi bildet, ist die Basis unseres Kirchenverständnisses. Die Gemeinschaft aller, die an den Herrn Jesus Christus glauben, bildet diese eine Kirche Christi. Alle Gemeinden, die sich konkret an unterschiedlichen Orten, in unterschiedlichen Überzeugungen und Konfessionen im Zusammensein und Handeln ihrer Mitglieder manifestieren, sind Teil dieser einen, universalen Kirche. Der Versuch eine Differenzierung zwischen Kirche und Gemeinde vorzunehmen zeigt, dass der Übergang zwischen diesen beiden Begriffen nicht immer eindeutig ist, insbesondere, da beide Begriffe auch für institutionelle Bezeichnungen von Ortsgemeinden und konfessionellen Ausrichtungen verwendet werden. Daher folgen wir im Zweifelsfall diesem hier kurz vorgestellten Kirchenverständnis.
Erweckungen innerhalb dieser einen Kirche haben oft nicht zu einer geistlichen Erneuerung der ganzen Kirche, sondern zu Ausschlüssen und Abspaltungen geführt. Dies sollte uns jedoch nicht entmutigen, sondern gerade darin bestärken, unablässig Verbindung mit der ganzen Kirche Christi zu suchen und unseren Dienst so zu verstehen, dass er in diese eine, heilige, katholische und apostolische Kirche eingebettet ist. Tomáṥ Halík schreibt, dass die theologische Auffassung von Kirche weiterreichen muss, als ihre bisher in und aus der Geschichte ersichtliche Gestalt. „Sie [Kirche] ist ein Sakrament, also ein Symbol und ein wirkmächtiges Zeichen (signum efficiens) der Einheit der ganzen Menschheit in Christus. Sie soll wirkmächtig auf etwas hinweisen, was es hier noch nicht gibt und was man in seiner Fülle auch nicht inmitten der Geschichte erwarten kann. Die Kirche versteht diesen verheißenen Gipfel der Geschichte – und damit gleichzeitig die Erfüllung des Sinns ihrer Existenz – als ein eschatologisches (also den Horizont der Geschichte übersteigendes) Ziel.“[1]
Wir müssen uns also bewusst machen, dass Gottes Vorstellung der Kirche Christi nicht an ihren heutigen Grenzen haltmacht. Jesus Christus ist für die Errettung aller Menschen in die Welt gekommen. Das ist ein eindeutiger Missionsauftrag an die Kirche, so wie ihn Jesus vor seiner Himmelfahrt seinen Jüngern gibt. „Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (Mt 28,19-20).
[1] Tomáṥ Halík, Der Nachmittag des Christentuns, Herder, S. 40