In zwei Wochen werden knapp 60 Millionen wahlberechtigte Menschen in Deutschland einen neuen Bundestag wählen. Selten war zuvor ein Wahlkampf so sehr von taktischen und strategischen Überlegungen geprägt wie in diesem Jahr. Themen werden emotionalisiert und es wird in Kauf genommen, dass Fakten dahinter zurückstehen müssen.
-
- „Seid also wachsam und schlaft nicht wie die anderen. Bleibt besonnen und nüchtern!“ (1. Thessalonicher 5,6)
Der Apostel Paulus fordert die Christinnen und Christen zur Wachsamkeit auf und warnt vor falschen Versprechungen, damit sie die Zeichen der Zeit erkennen und sich nicht „hinters Licht führen lassen.“ Die Aufforderung, alles, was geschieht im Licht des Evangeliums zu betrachten, galt damals und sie gilt heute immer noch. - „So schuf Gott die Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er sie“ (1. Mose 1,27)
Alle Menschen werden nach dem Bild Gottes geschaffen. Es steht uns nicht zu, Menschen für mehr oder weniger Wert zu achten, nur, weil sie uns fremd, unbequem oder nicht zu unserem Kulturkreis gehörend erscheinen. Auch Jesus macht in seinem Liebesgebot zu den Menschen – das er untrennbar mit der Liebe zu Gott verbindet – keinen Unterschied, wer diese Menschen sind oder woher sie kommen. - „Danach betrachtete Gott alles, was er geschaffen hatte. Und er sah, dass es sehr gut war“ und „Gott, der HERR, brachte den Menschen in den Garten Eden. Er sollte ihn bebauen und bewahren“ (1. Mose 1,31 und 2,15)
Gott schenkt uns Menschen die Erde mit der Vollmacht sie zu bebauen, sie zu unserem Wohl und Auskommen zu nutzen, aber auch mit dem unmissverständlichen Auftrag sie zu bewahren. Gottes Schöpfung gehört allen Menschen. Es ist unsere Verantwortung für eine gerechte Verteilung der Ressourcen zu sorgen. Es ist ein Zeichen des Versagens, wenn Menschen auf dieser Erde verhungern oder sich aus Angst um ihre Existenz auf die Flucht aus ihrem Lebensraum begeben müssen. - „Ohne weise Führung geht ein Volk zugrunde; mit vielen Ratgebern aber lebt es sicher“ (Sprüche 11,14)
Die Bibel spricht nicht direkt über Demokratie, da sie in einer Zeit und einem kulturellen Kontext geschrieben wurde, in dem monarchische und theokratische Regierungsformen vorherrschend waren. Dennoch sind es gerade die demokratischen Strukturen, die mit den Werten der Bibel in Einklang stehen. Das Evangelium Jesu erinnert uns daran, dass wir zur Freiheit berufen sind. Es ist unsere Aufgabe, die mit viel Leid erworbene und den meisten Menschen dieser Welt vorenthaltene Freiheit nicht aufzugeben.
- „Seid also wachsam und schlaft nicht wie die anderen. Bleibt besonnen und nüchtern!“ (1. Thessalonicher 5,6)
Das zentrale Thema dieses Wahlkampfs heißt „Migration“. Viele Menschen fühlen sich angesprochen. Leider wird hierbei schnell mit der Angst der Wählerinnen und Wähler taktiert. Migration stellt unseren Staat und uns als Gesellschaft vor große Herausforderungen und nicht alles, was wir vielleicht möchten, ist am Ende auch umsetzbar. Daher ist es unverzichtbar, dieses Thema „nüchtern und wachsam“ zu betrachten, und bei allen Einschränkungen für unsere Gesellschaft, trotzdem das Elend von Flucht und Vertreibung nicht aus den Augen zu verlieren.
Auch wenn Migration derzeit im Mittelpunkt des Wahlkampfs steht, wird die Wahl in zwei Wochen auch über andere Themen entscheiden. Alle Wahlberechtigten können mit ihrer Stimme wählen, wie die zukünftige Politik aussehen soll und welche Grundwerte die Zukunft gestalten werden.
Denkanstoß zur Bundestagswahl der Apostel und Bischöfe der Apostolischen Gemeinschaft